{"id":419,"date":"2017-03-31T23:46:25","date_gmt":"2017-03-31T23:46:25","guid":{"rendered":"http:\/\/mirageworksart.com\/?p=419"},"modified":"2017-04-01T12:35:38","modified_gmt":"2017-04-01T12:35:38","slug":"make-up-your-life-und-pshop-dich-schon-eine-gesichtsmanipulation","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/mirageworksart.com\/make-up-your-life-und-pshop-dich-schon-eine-gesichtsmanipulation\/","title":{"rendered":"MAKE UP YOUR LIFE UND PSHOP DICH SCH\u00d6N \u2013 EINE GESICHTSMANIPULATION"},"content":{"rendered":"

Dieser Blogbeitrag startete eigentlich als ein Selbstexperiment. F\u00fcr meine Fashionshootings mit meinen Freunden in diesem Jahr wollte ich lernen, auch als Make-up Artist zu einem gelungenen Gesamtbild beizutragen. Ein Gesicht ist eine Leinwand und ich kann mit Farbe und Pinsel Gesichtsz\u00fcge hervorheben, betonen,\u00a0kaschieren. Nach zahlreichen Youtube-Videos also der erste Selbstversuch, um bestimmte Techniken teils wieder neu zu erlernen.<\/p>\n

Make-up spielt bis auf Shootings, bei dem der Einsatz von Schminke mehr dem Einsatz von Bodypainting gleich kommt, in meinem Leben eigentlich keine Rolle mehr. Ich erinnere noch an erste, ungeschickte Versuche zu Schulzeiten, als Schminken (zumindest f\u00fcr mich) ein sozialer Druck war. Irgendwo auf dem Weg von Pubert\u00e4t ins Erwachsenenalter wurde es auf einmal furchtbar wichtig, wie Andere dich selbst wahrnehmen. Aber anstatt mein ungeschminktes, aknegezeichnetes Gesicht selbstbewusst nach au\u00dfen zu tragen, versteckte ich mich lieber hinter Abdeckcreme und Mascara. Jugendliches Selbstbewusstsein ist sehr fragil, gerade wenn man einen Pickel hat und jeder vermeindliche Blick oder Kommentar quasi zu psychischer Folter wird. Ob es damals tats\u00e4chlich so gewesen ist, kann ich aus heutiger Sicht nicht mehr beurteilen; f\u00fcr mich f\u00fchlte es sich damals so an, als ob jeder\u00a0mir mit seinem\u00a0Verhalten zu verstehen geben: \u201eWarum bel\u00e4stigst du mich mit deiner H\u00e4sslichkeit? Zieh dir doch Modeklamotten an, stopf deinen BH aus, entferne jedes \u00fcberfl\u00fcssige Haar, f\u00e4rbe jedes restliche Haar, mein Gott \u2013 benutz doch mal Make-up!\u201c<\/p>\n

Sozialer Trend erkannt, sozialem Trend gefolgt. Ich habe erst als ich auf die Universit\u00e4t kam festgestellt, dass dieser gef\u00fchlte Zwang kompletter Irrsinn ist. Ich habe wertvolle Freundschaften schlie\u00dfen k\u00f6nnen mit Menschen, die mich als den Menschen akzeptieren, der ich bin, ohne \u00a0Oberfl\u00e4chlichkeiten. Seit dem trage ich Make-up nur noch, weil ich Spa\u00df daran habe, mein Gesicht zu ver\u00e4ndern, nicht weil ich meine eigenen Unzul\u00e4nglichkeiten verstecken muss. Sp\u00e4testens seit ich meinen Freund kennengelernt habe, bin ich selbstbewusster und wer mich heute kennen lernt, lernt Maria Deinert kennen, ungeschminkt. (In der Uni ist mir das meist auch entschieden zu viel Aufwand)<\/p>\n

Mein soziales ICH<\/h2>\n

Mit all diesen Gedanken im Hinterkopf sitze ich also vor dem Spiegel und probiere eine neue Farbpalette aus. Ich wei\u00df, dass ich nicht die einzige bin mit diesen Erfahrungen. Gerade durch Social Media wie Facebook und Instagram nehmen wir die \u00c4ngste, wie wir auf andere wirken m\u00fcssen, \u00fcber die Pubert\u00e4t hinaus auf die soziale Plattform mit. Wir gaukeln uns und anderen ein Bild von uns vor, was so eigentlich nicht der Realit\u00e4t entspricht. Psychologen sprechen mittlerweile vom \u201eSocial Self\u201c. Man muss m\u00f6glichst interessant Leben und auf seinem Profilbild m\u00f6glichst gut aussehen, ein Standard, dem man irgendwann nicht mehr gerecht werden kann.\u00a0Als Fotografin bringt mich das nat\u00fcrlich etwas in Bedr\u00e4ngnis, weil ich in der Regel mit meinen Bildern an diesem sozialen Selbst auch mitarbeite, viele Bilder von Shootings werden neue Profilbilder. Und ich glaube, hier muss man etwas genauer hinsehen, daher auch dieser Blogpost:<\/p>\n

Als Fotografin ist es meine Aufgabe, die Sch\u00f6nheit eines Menschen einzufangen, sein Ich zu betonen oder neue Seiten seines Ichs aufzuzeigen. Ja, dazu geh\u00f6rt auch das Benutzen von Make-up und Photoshop. Ein Bild wird bearbeitet bis es stimmig ist und gibt demjenigen, den es darstellt, einen Schub Selbstbewusstsein, weil er sich darauf in seiner besten Gestalt sieht. Das Bild landet auf Facebook und oder Instagram, das Belohnungszentrum von Model (und Fotograf!) wird durch die Anzahl von Likes stimuliert. Das ist meiner Meinung nach auch v\u00f6llig okay, solange es nicht zu der Sucht wird, seinem sozialen Ich in jeglicher Art und Weise hinterhereifern zu wollen. Wie bei jeder Sucht kann die eigene Erwartungshaltung irgendwann nicht mehr erf\u00fcllt werden. Ratsam ist also ein selbst reflektierter Abstand zu unserem “Second Life on Social Media”. Wir sind nicht immer perfekt, nicht immer interessant. Wir haben Macken und das ist gut so.<\/p>\n

Meine Gesichtsmanipulation<\/h2>\n

An dieser Stelle wollte ich eigentlich zeigen, welche Arbeit hinter einem Bild steckt. Im Endergebnis landet auf meinem Facebook ein Bild von mir, auf dem ich mich h\u00fcbsch finde (ihr vielleicht auch?) aber das ist nicht mein Alltagsgesicht mit allen seinen Macken. Dieses hier schon:<\/p>\n

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Gerade frisch geduscht, ein paar rote Stellen im Gesicht, aufgebissene Lippen weil ich nerv\u00f6s war, Augenringe und ein geschwollenes Rechtes Auge wegen einer Hornhautentz\u00fcndung. Und ja, Akne kann einen auch nach der Pubert\u00e4t noch heimsuchen…<\/p>\n

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In diesem Bild habe ich Make-up aufgetragen: Foundation, Eye-Shadowbase, Concealer und etwas Bronzepuder. H\u00e4tte ich\u00a0Mascara und Eyeliner aufgetragen, w\u00e4re das der typische Everyday Nude Look, bzw. der Versuch, geschminkt ungeschminkt Aussehen zu wollen.<\/p>\n

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In diesem Bild habe ich jetzt voll aufgedreht. Das entz\u00fcndete Auge f\u00e4llt nicht mehr ganz so stark auf durch die Schminke, ich trage Schmuck und meine Augenbrauen sind nachgezeichnet.<\/p>\n

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Diese Bild w\u00e4re das fertige Ergebnis. Hier spielen alle Faktoren zusammen: Make-up, Fotografie, Photoshop. Das Make-up betont meine Augen und kaschiert Hautunebenheiten. Dieses Bild wurde von meinem Freund mit einer Vollformatkamera und einem Portraitobjektiv aufgenommen, bei m\u00f6glichst offener Blende um diesen weichen und doch nat\u00fcrlichen Stil zu erzeugen. Sp\u00e4ter bin ich in Photoshop noch mit einer Reihe von Filtern und Retuschewerkzeugen \u00fcber st\u00f6rende Stellen gegangen. Ihr seht wie stark sich das Bild von dem zuvor unterscheidet, obwohl das Gesicht dasselbe ist.<\/p>\n

Ein weiteres Beispiel hier: Lichtsetzung allein kann ein Bild schon v\u00f6llig ver\u00e4ndern. Hier wurde mit einem Blitzlicht gearbeitet – Tsch\u00fcss Augenringe! In der Postproduktion kommt noch hinzu:<\/p>\n